Montag, Februar 06, 2017

Sundance 2017



Nachdem Sundance letztes Jahr umzugsbedingt für uns ausgefallen ist, haben wir uns dieses Jahr doppelt darauf gefreut. Aufgrund des vielen Schnees und den sehr frostigen Temperaturen war der Besucheransturm dieses Jahr erheblich geringer. Aus diesem Grund waren unsere Chancen auf Kinokarten erheblich besser und wir haben auch wirklich gut abgeschnitten. Wir haben in 7 Tagen ca.16 Filme angeschaut. Damit nach dem Festival in meinem Kopf nicht alles zu einer großen Film-Suppe wird, schreibe ich immer Tagebuch, damit ich mich an jeden Film erinnern kann. Amazon und Netflix haben dieses Jahr sehr viele Filme auf Sundance eingekauft. Es bestehen also gute Chancen, dass Ihr den ein oder anderen (Dokumentations-)Film bald selbst sehen könnt. 
  • Manifesto: Das war sicherlich einer der abgefahrensten Filme des Festival. “Manifesto“ ist ein Kunstprojekt des Berliner Videokünstlers Julian Rosefeldt in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk. Cate Blanchett verkörpert dabei in zwölf Episoden höchst unterschiedliche Frauen, die Künstler-Manifeste in verschiedenen Lebenssituationen darbieten. Künstlerische Manifeste sind äußerst vitale Bekundungen von Künstlern, die für eine radikale Erneuerung kreativer Impulse plädieren. Doch die Zitate in "Manifesto" werden nicht einfach rezitiert und als Zitate sichtbar gemacht, sondern wirken durch die Implantierung in die Sprechform der entsprechenden Spielszenen wie ein natürlicher Bestandteil derselben. Den Trailer zu Manifesto könnt Ihr hier sehen. 
    Margaret im Gespräch mit Julian Rosefeldt
  • Call Me by Your Name: Die gelungene Adaption des gleichnamigen Romans durch Luca Guadagnino war einer unserer Favoriten des Festivals. Worum geht’s in diesem Liebesdrama? Elio verbringt den Sommer im Haus seiner Eltern an der Küste der italienischen Riviera. Dort lernt er den Sommergast Oliver kennen, der hier ebenfalls einquartiert ist. Eine vorsichtige Liebe beginnt in den darauffolgenden Tagen und Wochen zwischen den beiden zu gedeihen. Es wird eine Zeit, in der die zwei ihre Leidenschaft und ihre Faszination miteinander austesten, um die vollkommene Intimität zu finden. Fazit: Der Film faszinierte uns aufgrund seiner Langsamkeit, Sensibilität und Tiefe, die man in den heutigen (zumeist amerikanischen) Filmen kaum mehr findet. Einen aussagekräftigen Trailer zu “Call me by your name” habe ich leider noch nicht gefunden.
  • Where is Kyra?: Der Film mit seinen großen Namen wie Michelle Pfeiffer und Kiefer Sutherland konnte uns leider nicht überzeugen. Michelle Pfeiffer spielt die geschiedene, arbeitslose Kyra, die sich aufopfernd um ihre alte Mutter kümmert. Als diese überraschend stirbt, kassiert Michelle weiterhin deren Rente ein, da sie sich sonst finanziell kaum über Wasser halten kann. MIt Kiefer Sutherland beginnt sie eine zarte Romanze. Dieser ist ein Ex-Kleinkrimineller und will mit Kyras Machenschaften nichts zu tun haben. Wie zu erwarten nimmt der Film kein gutes Ende.
    Fazit: Nach dem Film hatten wir alle Ohrensausen, denn der Produzent hat Kyras Verzweiflung meist lautmalerisch in den höchsten Tönen (wortwörtlich) untermalt. Und dies leider so laut, dass sich ¾ des Kinosaals die Ohren zugehalten haben. Einen Trailer zu “Where is Kyra?” habe ich leider noch nicht gefunden.
  • The Last Word (deutscher Filmtitel: Zu Guter Letzt): Eine unterhaltsame Komödie mit der immer noch sehr bezaubernden Shirley MacLaine. Dieser Film ist nichts super intellektuelles, aber es ist einfach ein Vergnügen zu sehen, wie die inzwischen 82-jährige Shirley MacLaine noch immer ein großes Publikum verzaubern kann. Shirley MacLaine verkörpert in “The Last Word” die einst sehr erfolgreiche Geschäftsfrau Harriet Lauler, aber inzwischen sehr schrullige, eigensinnige und kontrollsüchtige Harriet Lauler. Und da Harriet nicht mehr die jüngste ist, reicht ihre Kontrollsucht sogar über ihren eigenen Tod hinaus: Noch vor ihrem Ableben heuert die Businessfrau eine örtliche Journalistin an, die ihren Nachruf nach ganz konkreten Vorstellungen schreiben soll. Anne beginnt nun also in Harriets Leben zu recherchieren, nur kann sie leider niemanden finden, der etwas Nettes übers Harriet zu sagen hat. Und dann ist Harriet auch noch mit dem ersten Entwurf der Todesanzeige alles andere als zufrieden. Also zieht die widerspenstige Alte los, um ihre eigene Lebensgeschichte richtigzustellen, bevor es dafür zu spät ist. Anne muss sich ihr dabei wohl oder übel anschließen und so begeben sich die zwei ungleichen Frauen auf eine Reise der Wahrheitssuche, Neuerfindung und Selbstentdeckung. Den Rest kann man sich eigentlich denken … und ich will hier auch nicht zu viel vorweg nehmen. Schaut Euch mal den Trailer an – der spricht ohnehin schon für sich: Einfach hier klicken.
  • Roxanne, Roxanne: Roxanne, Roxanne ist ein musikalisches Drama über Hip Hop im New York der 1980er Jahre auf die Leinwand. Die damals 14-jährige Lolita Shante Gooden wurde als Roxanne Shante über Nacht zum Hip-Hop-Superstar, versuchte ihre Familie zu ernähren und kämpfte gegen die Gefahren auf den Straßen von New York City. Fazit: Leider kenne ich mich mit Hip-Hop nicht wirklich aus, um ein qualifiziertes Urteil über diesen Film abgeben zu können. Nur so viel: Ich fand den Film unterhaltsam.
  • Rumble – Indians Who Rocked the World (Doku): Dieser Dokumentarfilm beschäftigt sich mit einer Randgruppe, welche die amerikanische Popmusik über viele Jahre geprägt hat, aber nie die verdiente Anerkennung bekam: die Ureinwohner Amerikas. Die Geschichte der US-amerikanischen Musik ist voller legendärer Künstler, die mit ihren kreativen Ideen nachfolgende Generationen geprägt haben. Doch was einige der einflussreichsten Musiker indianisches Blut in sich hatten, wissen die wenigsten. RUMBLE: The Indians Who Rocked The World will das ändern. Jimi Hendrix ist wohl das bekannteste Beispiel, doch auch der "Vater des Delta-Blues" Charley Patton, Jazzsängerin Mildred Bailey, Gitarrist Link Wray, Singer-Songwriter Buffy Sainte-Marie, Rockmusiker Robbie Robertson und Schlagzeuger Randy Castillo stammen von den Ureinwohnern Amerikas ab. Filmemacherin Catherine Bainbridge interviewte für die Dokumentation eine große Bandbreite an Musikern, Historikern und Experten. Fazit: Ebenso wie “It Might Get Loud” ist auch dieser Film ein Muss für alle Musikliebhaber. Und hier der Trailer zu Rumble – Indians Who Rocked the World.
  • Band Aid: Das Ehepaar Anna und Ben streiten ständig. Da ist natürlich auch nicht hilfreich, dass beider berufliche Karrieren zum Stillstand gekommen sind und dass sie zusammen ein traumatisches Erlebnis verarbeiten müssen, das partout nicht heilen will. Eines Tages haben die beiden auf die brillanten Idee, wie Sie Ihrer Frustration Luft machen können und so vielleicht ihre Ehe retten können: Die beiden gründen eine Band und nutzen ihre ewigen Streit-Argumente als Songwriting Inspiration! Sobald sie ihre alten E-Gitarren aus der Garage graben, beginnt ihre musikalische Partnerschaft auf höchst unterhaltsame Art und Weise! Aber es wird bald klar, dass dies nur eine vorübergehende Ablenkung von ihren wirklichen Problemen ist. 
    Fazit: Eine grossartige Komödie, die einer unserer Favoriten des diesjährigen Festivals war. Die Hauptdarstellerin Zoe Lister-Jones ist ein junges Multitalent: So hat sie nicht nur das Drehbuch und die Songs selbst geschrieben/komponiert, sondern auch noch selbst Bass gespielt und Regie geführt. Einen aussagekräftigen Trailer habe ich leider noch nicht gefunden, sondern bis jetzt nur das hier.
  • Chasing Coral (Doku): In seiner Dokumentation Chasing Coral widmet sich Jeff Orlowski einem Phänomen, das mit jedem Jahr weiter zunimmt: Korallenriffe verschwinden weltweit in einer alarmierenden Geschwindigkeit. Das Filmteam von Jeff Orlowski stößt mit einer Gruppe aus Tauchern, mit dem Unterwasserfotografen Richard Vevers und Marine-Wissenschaftlern wie dem Korallenexperten Zackery Rago in die Tiefe vor, um diesen beunruhigenden Trend näher in Augenschein zu nehmen und die Ursachen dafür ausfindig zu machen. Dabei stoßen sie auf die auch im Sterben noch faszinierende Schönheit der Unterwasserwelt, aber auch auf eine stetige Veränderung der Ozeane und die verheerenden Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem.
    Fazit: Absolut sehenswert! Hier könnt Ihr mal bei “Chasing Coral” reinsehen
  • The Discovery: The Discovery – die Entdeckung – verändert die Erde wie wir sie kennen: Auf einmal kann wissenschaftlich bewiesen werden, dass ein Leben nach dem Tod existiert – was das Leben der Menschen und wie sie es leben für immer verändert. In dieser Zeit des Umbruchs, in der Millionen von Menschen Selbstmord begehen, um in das entdeckte Jenseits zu gelangen, lernen sich Isla (Rooney Mara) und Will (Jason Segel) kennen. Sie verlieben sich ineinander und versuchen zugleich, die Tragödien in ihrer eigenen Vergangenheit zu verarbeiten und die wahre Natur des Lebens nach dem Tod zu verstehen. Fazit: Ein gelungener Film mit Robert Redford und Rooney Mara in den Hauptrollen. Der Film wird bald bei Netflix zu sehen sein. Den Trailer dazu könnt Ihr bereits hier sehen: The Discovery 
  • A Ghost Story: In dem Film "A Ghost Story" erzählt David Lowery die Geschichte eines Geistes und des Hauses, in dem er spukt.
    Fazit: Mehr kann man dazu wirklich nicht sagen. Als ich das Kino verließ, war ich mir nicht sicher, ob mir der Film gefallen hat. Kaum Dialoge, oft minutenlange Kameraeinstellungen … aber bei “A Ghost Story” handelt es sich um einen Film, der einen noch lange begleitet und über den man noch lange nachdenken muss. Und je länger ich darüber nachdachte und nach einem kurzen Plausch mit dem Produzenten David Lowery muss ich sagen, dass “A Ghost Story” für mich einer der besten Filme des diesjährigen Sundance Filmfestivals war.
  • Mudbound: Laura McAllen stammt eigentlich aus der Stadt Memphis, verlegt ihren Wohnsitz 1946 zusammen mit ihrem Mann Henry McAllen jedoch aufs Land, um dort im Mississippi-Delta bei ihrem Schwiegervater die gemeinsamen zwei Kinder großzuziehen. Während ihr Mann die Farm bewirtschaftet, fühlt sich Laura nach dem Umzug hier jedoch nicht richtig zu Hause. Auf das Landstück der McAllens kehren kurze Zeit später auch zwei Männer zurück, die als Soldaten ausgezogen waren, um im Zweiten Weltkrieg zu kämpfen: Henrys charmanter, aber von seinen Kriegstraumata verfolgter Bruder Jamie und der als Kriegsheld gefeierte Ronsel Jackson. Letzterer ist der älteste Sohn der schwarzen Pächter-Familie, die für die McAllen-Familie arbeitet. Trotz ihrer unterschiedlichen Hautfarbe hat der Krieg die Männer zu engen Freunden gemacht. Die Rückkehr ins normale Leben fällt den Neuankömmlingen jedoch auf verschiedene Weise schwer und so lassen Missverständnisse und Rassismus die Stimmung bald kippen.
    Fazit: Ein Film, der unter die Haut geht. Netflix hat diesen Film für 12.5 Millionen US$ gekauft (der teuerste Film in der bisherigen Sundance-Geschichte) und dort könnt Ihr ihn sicherlich auch bald sehen. Einen Trailer habe ich leider noch nicht gefunden.
  • Beatriz at Dinner: Beatriz ist eine ganzheitliche Therapeutin, die von manchen nur als Wunderheilerin bezeichnet wird, und sie liebt ihren Beruf. Nach einem Hausbesuch bei einer Klientin, springt ihr Auto nicht mehr an, und sie wird von dieser eingeladen, die Nacht in deren Haus zu verbringen und an einem Abendessen teilzunehmen. Bei dem Abendessen handelt es sich um ein Zusammentreffen von Geschäftspartnern, die einen lukrativen Geschäftsabschluss von Doug Strutt feiern. Auch wenn sich die meisten Gäste Beatriz gegenüber höflich benehmen, verhält sich Doug ihr gegenüber unverschämt. Beatriz glaubt Doug von irgendwoher zu kennen, was sie zunehmend verunsichert. Als Beatriz ihn ganz direkt fragt, ob er seine Geschäfte auf Kosten anderer Menschen (und Tiere) macht, bilden sich beim Essen schlagartig zwei Parteien, die zu dieser Frage ganz unterschiedlicher Meinung sind.
    Fazit: Mich wundert es, dass dieser Film in Deutschland als "Komödie" bezeichnet wird. Denn dieser Film ist alles andere als komisch … er regt zum Nachdenken an, erinnert sehr an die derzeitigen weltweiten politischen Unruhen und hält uns allen auf die ein oder andere Weise einen Spiegel vor die Nase. Salma Hayek und John Lithgow sind fantastisch - der Film ist absolut sehenswert! Einen Ausschnitt des wirklich furchtbaren Dinners könnt Ihr hier sehen. 
  • Ingrid Goes West: Die psychisch instabile Ingrid Thorburn (Aubrey Plaza) sieht in der Bloggerin Taylor Sloane (Elizabeth Olsen) die Verkörperung all dessen, was sie gern sein würde. Ingrid beginnt das öffentliche Leben ihres Vorbildes zu verfolgen, bis sie eines Tages beschließt, sich persönlich mit Taylor anzufreunden. Sie macht sich also auf nach LA und sucht nach Taylor. Doch bald schon wird Ingrids Plan zum Albtraum, denn ihre anfängliche Bewunderung schlägt schnell in eine gefährliche Besessenheit um.
    Fazit: "Single, White, Female" Reloaded. Nur diesmal mit Millenials. Aubrey Plaza besticht wieder einmal durch ihre Schnoddrigkeit. Netter Film, aber hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Auch dieser Film wurde von Netflix gekauft. Dort könnt Ihr ihn sicherlich bald sehen.
  • The Big Sick: The Big Sick erzählt die wahre Geschichte einer Beziehung, in welcher der in Pakistan geborene Kumail und seine amerikanische Freundin Emily einige Schwierigkeiten überwinden müssen. Ihre Liebe wird durch die kulturellen Hindernisse und die hohen Erwartungen seiner Familie auf eine Zerreißprobe gestellt und die Trennung scheint bald unvermeidlich, doch dann fällt Emily in ein mysteriöses Koma. Der Film basiert auf den Erfahrungen des Hauptdarstellers Kumail Nanjiani und seiner Ehefrau Emily.
    Fazit: Ein wirklich lustiger Film, der uns viel Spaß gemacht hat. Der Film wurde von Amazon gekauft und ist sicherlich noch im Laufe des Jahres auf Amazon Prime zu sehen. 


    Ansonsten haben wir noch folgende Filme/Dokus gesehen: 
  • Cries from Syria – gekauft von HBO
  • City of Ghosts (ISIS documentary) – gekauft von: Amazon
  • Plastic China: Dokumentarfilm von Jiuliang Wang und handelt von einem elfjährigen Mädchen, das in China in einer Fabrik arbeitet und davon träumt, zur Schule gehen zu dürfen. Erschreckend zu sehen, wie die USA und grosse Teile Europas ihren Plastikmüll nach China schiffen lassen …
  • The Force: The Force zeigt anhand des Beispiels Oakland, Kalifornien die Arbeit und Probleme einer US-amerikanischen Polizeibehörde. Spätestens seit der Tötung des unschuldigen, afroamerikanischen Jugendlichen Michael Brown durch einen Polizisten in der Kleinstadt Ferguson im Bundesstaat Missouri, herrscht großes Misstrauen gegenüber den Ordnungshütern in der Bevölkerung. Während die Polizei versucht ihr Image wiederherzustellen, muss die hoffnungslos unterbesetzte Behörde außerdem die alltägliche Kriminalität bekämpfen





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