Donnerstag, Oktober 30, 2008

Promis im Castro - zu Ehren von Harvey Milk



Am Montag war grosses Promi-Aufgebot angesagt - und das auch noch direkt vor unserer Haustuer!
Im Castro Theatre fand die Premiere des neuen Sean Penn Films "Milk" (ueber Harvey Milk) statt. Somit spazierten neben dem Buergermeister von SF auch noch Sean Penn, Josh Brolin und viele andere Stars und Sternchen uber den fuer diesen Anlass ausgerollten, roten Teppich.
Wie? Ihr wisst nicht, wer Harvey Milk ist?
Dann anbei ein kleiner Diskurs in SF-Lokalgeschichte:
Harvey Milk, geboren am 22. Mai 1930, in Woodmere, New York. Sein Großvater, ein Einwanderer aus Litauen, war der Besitzer eines respektiert Kaufhauses und auch Harveys Vater, William Milk war ein erfolgreicher Geschaeftsmann (Textilindustrie).
Harvey galt als aufgeweckter und intelligenter Junge. In der High School war er ein aktiver Sportler und er hatte den Ruf eines Klassen-Clowns. Er entwickelte eine Leidenschaft für Opern und darstellende Kunst. Schon in jungen Jahren bekannte sich Harvey Milk offen zu seiner Homosexualitaet.

Waehrend des Korea Krieges ging Harvey zur Marine. Danach arbeitete er als Lehrer für Mathematik und Geschichte und schließlich machte er Karriere als Investment Banker an der Wall Street.
Ueber seinen Freund Jack McKinley kam er mit der alternativen Szene in Beruehrung. McKinley war an der Produktion der Broadwayauffuehrung von "Hair" beteiligt.
Als "Hair" im Jahre 1969 nach San Francisco tourte, gingen McKinley und Harvey Milk mit.
Harvey verliebte sich in diese wunderschoene Stadt und blieb. Er eroeffnete auf der Castro Street einen kleinen Foto-Laden und ploetzlich erwachte sein politisches Interesse.
1973 trat er, erfolglos, bei der Wahl zum Stadtrat an. Nach einigen weiteren erfolglosen Anlaeufen auf das Kalifornische Landesparlament und den Stadtrat von San Francisco wurde er am 8. 11. 1977 in das Board of Supervisors von San Francisco gewaehlt.
In den 70-er Jahren war ein sich offen bekennender homosexueller Abgeordneter einfach unvorstellbar.
Bis Harvey Milk kam, kandidierte und schließlich auch siegte.
Ihm ist es u.a. zu verdanken, dass sich offen bekennende Homosexuelle (aufgrund ihrer Homosexualitaet) nicht mehr aus ihren Jobs gefeuert werden koennen.
Für viele war dies ein lang erwarteter Befreiungsschlag. Nach Verabschiedung dieses Gesetzes outeten sich Hunderte von Maennern und Frauen.
Aber natuerlich machte sich Harvey damit nicht nur Freunde. Den Homophoben und Konservativen war er ein Dorn im Auge und Morddrohungen standen wohl an der Tagesordnung.
Aber hier im Viertel wurde Harvey Milk liebevoll "Der Buergermeister des Castro Viertels" genannt.

Am 27. November 1978 wurde Harvey Milk durch zwei Kopfschuesse getoetet.
Der Moerder war der konservative, schwulenfeindliche Stadtrat Daniel White, der ein Jahr zuvor aus dem "Board of supervisors" ausgeschieden war.
Nach einem erfolglosen Come-Back-Versuch steigerte sich Daniel Whites Hass auf Harvey Milk und den amtierenden Buergermeister Moscone.
So beschaffte er sich eine Waffe, drang in das Rathaus der Stadt ein und erschoss kaltbluetig Harvey Milk und George Moscone.
White wurde fuer die Morde zu (nur) sieben Jahren Gefaengnis verurteilt.
Die Verteidigung argumentierte, dass White kurzfristig nicht zurechnungsfaehig gewesen sei, da er zu viel Junk-Food gegessen haette (dieses Urteil ging auch als das "Twinkie-Urteil" in die Geschichte ein). Allerdings soll White bereits Tage zuvor angekuendigt haben, daß er eine "echte Ueberraschung" für die schwule Community habe.
Das Urteil wurde von den Buergern San Franciscos mit einem Aufschrei der Empoerung beantwortet und es kam zu spontanen Demonstrationen.
Doch schließlich wandelte sich die Trauer, der Schock und das Unverstaendnis ueber dieses Urteil in Wut und fuehrte zu mehrtaegigen gewalttaetigen Ausschreitungen.
Nach seiner Freilassung aus der Haft versuchte Daniel White noch einmal, einen Sitz im Rathaus zu bekommen - vergeblich.
Am 21. Oktober 1985 beging er in seinem eigenen Hause Selbstmord.

Auch heute ist Harvey noch an vielen Stellen in unserem Viertel praesent.
Neben der Kneipe "Harveys" gibt es noch die "Harvey Milk School" und den "Harvey Milk Plaza".

Bleibt zu hoffen, dass Sean Penns Film "Milk" diesem mutigen Mann Harvey Milk auch gerecht wird.

Wer ein bisschen mehr uber H. Milk erfahren moechte, dem kann ich den 1985 preisgekroenten Dokumentarfilm

"Wer war Harvey Milk? ans Herz legen.

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