Donnerstag, Oktober 30, 2008

10 Tage Schweigen

Im Rahmen meiner taeglichen Yoga Routine bin ich in den letzten Monaten unweigerlich mit dem Thema ”Meditation” in Beruehrung gekommen und habe angefangen, mich fuer die tieferen Schichten unseres Bewusstseins (ausserhalb der Psychologie) zu interessieren.
Neben der Meditations- und Atemtechnik “Pranayama” befassen sich (und praktizieren) einige meiner Yoga-Lehrer seit Jahren mit der Art der “Vipassana Meditation”.
Vipassana bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind und ist eine der ältesten Meditationstechniken Indiens. Bereits vor vor über 2500 Jahren wurde Vipassana-Meditation als ein universelles Heilmittel gegen universelle Krankheiten entdeckt und als eine Kunst des Lebens gelehrt
Natuerlich hat es mir nicht gereicht, nur ueber Vipassana zu lesen – ich wollte es auf tieferer Ebene erfahren und lernen.
Also habe ich mich zu einem kleinen Abenteuer aufgemacht: einem 10-taegigen Vipassana-Retreat in North Fork/Zentral-Kalifornien, in der Naehe des Yosemite-Parks.
Das Besondere an dieser Art “Retreat” ist, dass es sich hier um ein absolutes Schweige-Retreat handelt.
Der Kontakt zu den Lieben nach Hause sowie zu den anderen Kursteilnehmern ist in der 10-taegigen Kursdauer strict untersagt, d.h. man darf weder miteinander sprechen, noch sich mit Zeichensprache oder in schriftlicher Form untereinander austauschen.
Lesen, schreiben, Musik hoeren – das alles ist untersagt und man wird gebeten (Tage-) Buecher, Laptops, Handys … einfach alles, was einen ablenken koennte, zu Beginn des Kurses beim Kursleiter in einer Sicherheitsbox in Verwahrung zu geben.
Der Tagesablauf ist straff organisiert - man hat wirklich kein bisschen freie Zeit:
4:00 a.m. Gong - Aufstehen
4:30-6:30 a.m. Meditation in der Halle oder im eigenen Zimmer
6:30-8:00 a.m. Frühstückspause
8:00-9:00 a.m. GRUPPENMEDITATION IN DER HALLE
9:00-11:00 a.m. Meditation in der Halle oder im eigenen Zimmer
11:00-12:00 Mittagessen
12:00-1:00 p.m. Ruhepause und Gelegenheit zum Interview mit dem Lehrer
1:00-2:30 p.m. Meditation in der Halle oder im eigenen Zimmer
2:30-3:30 p.m. GRUPPENMEDITATION IN DER HALLE
3:30-5:00 p.m. Meditation in der Halle oder im eigenen Zimmer
5:00-6:00 p.m. Teepause
6:00-7:00 p.m. GRUPPENMEDITATION IN DER HALLE
7:00-8:15 p.m. Vortrag des Lehrers in der Halle
8:15-9:00 p.m. GRUPPENMEDITATION IN DER HALLE
9:00-9:30 p.m. Zeit für Fragen in der Halle
9:30 p.m. Nachtruhe - Licht aus

In diesen 10 Tagen lernt man Folgendes:
Man beginnt mit der Beobachtung des natürlichen Atems, um den Geist zu konzentrieren. Mit der so geschärften Aufmerksamkeit geht man dann über zur Beobachtung der sich ständig verändernden Natur unseres Körpers und Geistes und erlebt die universellen Wahrheiten der Unbeständigkeit, des Leidens und der Ich-Losigkeit. Der gesamte Weg (Dhamma) wird als ein ein universelles Heilmittel für universelle Probleme verstanden und hat nichts mit irgendwelchen organisierten Religionen oder Sekten zu tun. Er kann daher von allen Menschen, jederzeit und überall, ohne Gefahr von Konflikten aufgrund von Rassen-, Gruppen- oder Religionszugehörigkeit praktiziert werden, und er wird sich für alle gleichermaßen hilfreich erweisen.

Anscheinend haben sich auch einige Damen und Herren angemeldet, die nicht wirklich wussten, wie anstrengend dieses Seminar ist. Einige Herrschaften sah man hin und wieder still vor sich hin weinend in der Meditationshalle sitzen oder auf den Wegen des Gelaendes umherstreifen. Na ja, so eine Reise in die Tiefen des "Ichs" ist nicht jedermanns Sache.
10 Tage ist man gezwungen das Leben einer Nonne/eines Moenchs zu leben, die Stille kann unglaublich laut werden und die langen Meditations-Zeiten koennen sehr, sehr anstrengend werden, da man sich ab dem 4. Tag waehrend der Meditation (die immer in 60-Minuten-Einheiten eingeteilt sind) nicht mehr bewegen.
Auch die Tatsache, dass man um 11:oo Vormittags die letzte Mahlzeit zu sich nimmt, war fuer einige Kursteilnehmer aeusserst schwer zu ertragen.

Diese Kurse werden inzwischen weltweit angeboten und sind kostenlos. Finanziert werden diese Einrichtungen durch Spenden der Kursteilnehmer.

Es war eine ueberaus interessante Erfahrung, so 10 Tage fuer sich zu sein - ohne Zeitung, Musik und Ansprache.
Meditaions-maessig stehe ich sicherlich noch ganz am Anfang. Aber "Uebung macht den Meister" - wobei ich zugeben muss, dass ich Yoga der Meditation doch bevorzuge.

Hier findet Ihr einige Bilder von der Vipassana-Einrichtung in NOrth Fork.

May All Beings Be Happy!

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